„Mobbing ist ein Seelenkiller. Diskriminierung und Mobbing müssen aufhören. Wegschauen muss aufhören. Kein Mensch ist perfekt. Kein Mensch ist dumm. Kein Mensch ist hässlich. Mensch ist Mensch.“ Leidenschaftlich spricht Steffen Klein diese Sätze am Nachmittag des 1. Oktober auf dem Stendaler Winckelmannplatz ins Mikrofon. Beim Aktionstag gegen Mobbing und Diskriminierung bleiben zwar nur wenige Passanten stehen, die Botschaft verbreitet sich jedoch durch Lautsprecher weit über den Platz hinaus. Steffen Klein, gehörlos, verschafft sich Gehör. Die Vehemenz, mit der er Respekt für jeden Menschen einfordert, wurzelt auch in eigener, leidvoller Mobbing-Erfahrung. Dass sich Kinder wegen Diskriminierung und Mobbing das Leben nehmen, macht ihn „fassungslos traurig“.
Der junge Mann hat den öffentlichen Aktionstag initiiert. Als Veranstaltende gewinnt er die lokalen Partnerschaften für Demokratie und das Netzwerk RESPEKT. Zum Netzwerk gehören verschiedene Anlaufstellen im Landkreis Stendal, in denen Menschen diskriminierende Erfahrungen melden und Kontakt zu Beratungsangeboten bekommen können. Koordinatorin Maike Simla zitiert am Freitag aus Gesprächen und Mitteilungen. „Zwei Erwachsene haben Schulkindern auf dem Heimweg nachgerufen: Geht doch dahin, wo ihr herkommt – wir wollen euch hier nicht haben.“ Ein weiteres Beispiel: „Ein Kind mit Behinderung wurde in der eigenen Klasse diskriminiert, es wurde gegen seinen Ranzen getreten und es wurde angespuckt.“ Kinder und Jugendliche berichteten auch immer wieder davon, dass sie sich nicht nur von Mitschülern, sondern auch von Lehrkräften gemobbt fühlen. „Lasst uns gemeinsam genauer hinsehen und zusammen gegen Diskriminierung und Mobbing aktiv werden“, appelliert Maike Simla.
Auch die SPD-Landtagsabgeordnete Juliane Kleemann ergreift das Wort. Ihre Partei wolle zusätzlich zur Gleichstellungsbeauftragten auch eine Stelle für eine(n) Antidiskriminierungsbeauftragte(n) schaffen. Alexander Wittwer von der Koordinierungs- und Fachstelle der Demokratiepartnerschaften bei KinderStärken e.V. sagt abschließend: „Es sind sehr dicke Bretter zu bohren. Ein Aktionstag reicht nicht aus und kann nur ein kleiner Baustein sein. Aber es passiert was im Bewusstsein.“