Auf den Spuren Jüdischen Lebens in Stendal

Kategorie: Initiative
Projekt: Geschichtswerkstatt jüdischen Leben
Umsetzungszeitraum: April 2021 – November 2021
Fördersumme: 3.730,00€
Umsetzer: Ehrenamtliche der Hansestadt Stendal / SJD Die Falken LV Sachsen-Anhalt
Kontaktdaten: SJD Die Falken LV Sachsen-Anhalt
Bürgelstraße 1, 39104 Magdeburg
Ansprechpersonen: Jacob Beuchel / Sylvia Gohsrich
E-Mail: info(at)falken-lsa.de

Sylvia Gohsrich (Projektumsetzerin): „Ein Netzwerk aus Stendaler Bürgerinnen und Bürgern hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Geschichte Jüdischen Lebens in Stendal zu erforschen. Gemeinsam wollen wir das Gedenken an jene Mitbürgerinnen und Mitbürger wahren. Dank der Förderung durch die Partnerschaft für Demokratie entstand nicht nur eine Broschüre, die die Biografien jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger abbildet. Es konnten auch viele Begleitveranstaltungen wie Lesungen, Vorträge und eine Studienreise nach Halberstadt finanziert werden.“ 

Ausgangslage: Stendals Stadtgeschichte ist seit dem Mittelalter von ihren jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern stark geprägt worden. Durch die Urkatastrophe der Shoa wurden in Stendal bis in die 1940er Jahre alle jüdischen Familien vertrieben, verschleppt oder ermordet. An wenigen Orten in der Stadt wird durch Stolpersteine und Tafeln an die Geschichten jener Familien erinnert. Regelmäßig finden in der Hansestadt Stendal Gedenkveranstaltungen statt. Dennoch kennen viele Stendaler Einwohnerinnen und Einwohner jene Vergangenheit ihrer Stadt nicht oder nur in Ansätzen.

Ziel: Mit einer Geschichtswerkstatt sollte das historische Wissen um die jüdische Geschichte der Hansestadt Stendal in die breite Gesellschaft getragen werden. Die Ergebnisse trugen dazu bei gegen die Verbreitung von Antisemitismus und Rassismus in der Gegenwart zu sensibilisieren. Durch politisch-historische Bildung galt es Institutionen und Personen zu befähigen, diskriminierende, menschenverachtende und demokratiefeindliche Ideologien zu erkennen und sich gegen ihre Verbreitung einzusetzen.

Maßnahmen: In Zusammenarbeit mit ehrenamtlich Engagierten, der Regionalkoordination „Schule ohne Rassismus – Schule ohne Courage“ und der Netzwerkstelle „Schulerfolg Sichern“ (Schulsozialarbeit) wurde zunächst eine Recherchegruppe gegründet. In Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Stendal forschte die Gruppe zu den historischen Gegebenheiten jüdischen Lebens in der Hansestadt. Die Ergebnisse jener Recherchen mündeten in einer Broschüre, die die Biografien jüdischer Familien aus Stendal abbildet.

Über einen digitalen Rundgang konnten elf Stationen jüdischen Lebens in Stendal besucht und nachvollzogen werden. Der Rundgang richtete sich an Schülerinnen und Schüler, wie auch interessierte Bürgerinnen und Bürger. Im Rahmen des Rundganges konnten mit Hilfe eines digitalen Kompasses verschiedene Stationen jüdischen Lebens im Stadtbild aufgesucht und Fragen zu den Biografien beantwortet werden.

Im Rahmen einer Lesung mit Juna Großmann, Autorin des Buches „Schonzeit vorbei: Über das Leben mit dem täglichen Antisemitismus“ wurden gegenwärtige Formen des Antisemitismus in Deutschland reflektiert. Juna Grossmann arbeitet in Gedenkstätten und Museen und beobachtet seit Jahren, wie offene judenfeindliche Angriffe in der Gesellschaft zunehmen. Sie berichtete von einer wachsenden Angst vor antisemitischen Bedrohungen in der heutigen Gesellschaft und einem offen kommunizierten Hass auf Jüdinnen und Juden.

Den Projektabschluss bildete eine Studienreise nach Halberstadt. Hier erinnert ein dichtes Netzwerk aus der Stiftung Moses Mendelssohn Akademie, dem Berend Lehmann Museum, dem historischen jüdischen Viertel und lokalen Bündnissen an die jüdische Geschichte der Stadt. Die Studienreise war Anlass, um über eine nachhaltige Verankerung des jüdischen Gedenkens in der Zukunft im gesamten Bundesland zu sprechen.

Fortführungsmöglichkeiten

Für die Zukunft sind weitere Recherchen zu der Historie jüdischen Lebens in der Hansestadt Stendal geplant. Neben einer zweiten Broschüre, sollen auch weitere Stolpersteine im Stadtgebiet an jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürgern erinnern. Die Gedenkwoche „Denken ohne Geländer“ erinnert jährlich mit verschiedenen Veranstaltungen wie Lesungen, Vorträgen, Filmen oder durch Recherchegruppen an das jüdische Leben in der Region.#

Weiterführende Informationen zum Projekt finden sich im Bericht der Volksstimme sowie auf unserer Website.

Weiterführende Informationen zur Geschichte jüdischen Lebens in Stendal finden sich hier.

Die Entstandene Broschüre "Auf den Spuren jüdischen Lebens in Stendal" gibt es hier zum Download